Ein Gespräch über Reisen und Sicherheit in Kolumbien mit unserem Partner Stephan Stober aus Bogotá.
Kolumbien zieht viele Reisende an. Das Land bietet Natur, Kultur und Städte voller Energie. Trotzdem zögern viele, eine Reise zu planen. Zu präsent sind noch die Bilder und Schlagzeilen über Pablo Escobar und Kartelle.
Wir möchten diese Bedenken einordnen und zeigen, was heute Realität ist. Dafür haben wir mit Stephan Stober gesprochen, mit dessen Agentur Neptuno wir seit vielen Jahren zusammenarbeiten und gemeinsam Rundreisen in Kolumbien organisieren.
Stephan lebt seit über 18 Jahren in Bogotá und erklärt, wie sich die Sicherheitslage verändert hat – und warum Reisen in Kolumbien heute viel sicherer sind, als viele denken.
Napur Tours: Stephan, Kolumbien hat wegen seiner bewegten Vergangenheit hierzulande immer noch den Ruf als gefährliches Reiseziel. Ist dieses Image aus Deiner Erfahrung heute noch gerechtfertigt?
Stephan: Wenn man Kolumbien noch mit dem Bild aus den 80er- und 90er-Jahren im Kopf hat, wirkt das Land natürlich gefährlich. Dieses Image wird der heutigen Realität aber nicht mehr gerecht.
Die letzten zehn bis fünfzehn Jahre haben eine enorme Veränderung gebracht. Städte wie Bogotá, Medellín oder Cartagena sind heute moderne Metropolen mit einer starken touristischen Infrastruktur und sichtbaren Sicherheitskräften.
Die meisten klassischen Reiseziele gelten inzwischen als sicher. Wer typische Vorsichtsmaßnahmen beachtet und nicht in Regionen reist, für die es eine offizielle Sicherheitswarnung gibt, ist heute sehr sicher und entspannt unterwegs.
Du lebst seit 18 Jahren in Kolumbien. Wie erlebst Du die Sicherheitslage heutzutage im Alltag?
Stephan: Im Alltag denke ich ehrlich gesagt selten über Sicherheit nach. Das Thema Guerilla oder Drogenkartelle ist im täglichen Leben so gut wie nicht präsent. Man sieht es höchstens in den Nachrichten, aber es spielt im Alltag keine Rolle.
Meine Vorsicht konzentriert sich eher auf typische Großstadtaspekte wie Handy nicht sichtbar auf der Straße nutzen oder nachts lieber ein Uber-Taxi nehmen. Also alles Dinge, die ich in anderen lateinamerikanischen Großstädten genauso machen würde.
Wenn du Kolumbien mit anderen Ländern in Lateinamerika vergleichst – wo steht es in puncto Sicherheit?
Stephan: Der Vergleich ist nicht einfach, aber generell würde ich Kolumbien heute mindestens auf Augenhöhe mit Mexiko und Brasilien sehen – und in vielen touristischen Regionen sogar sicherer. Kolumbien hat stark in den Tourismus investiert, und das spürt man deutlich.
Natürlich wollen wir auch nicht verschweigen, dass es Gegenden gibt, in die wir bewusst keine Rundreisen anbieten. Das gehört zur professionellen Beratung einfach dazu. Das gehört zur professionellen Beratung einfach dazu. Und genau deshalb lohnt es sich, die Route gemeinsam mit einem erfahrenen Spezialisten zu planen.
Eine gute Organisation, durchdachte Routen und geprüfte Partner sorgen für ein hohes Maß an Sicherheit und machen das Reisen im Land deutlich entspannter.
Welche Regionen in Kolumbien gelten als besonders sicher für Touristen? Und welche Gegenden sollte man meiden?
Stephan: Grundsätzlich kann man sagen: Der allergrößte Teil der touristisch relevanten Regionen in Kolumbien ist heute sehr sicher. Das gilt weit über die bekannten Hotspots hinaus.
Neben Städten wie Bogotá, Medellín und Cartagena sind auch viele ländliche Regionen absolut problemlos zu bereisen – also Orte wie San Agustín, Jardín, Támesis, die gesamte Kaffeezone, aber auch Bereiche in Boyacá und Santander oder der Amazonas gehören zu den sichersten und entspanntesten Reisezielen des Landes.
Natürlich gibt es in Kolumbien, wie in jedem Land, auch Regionen, die man Reisenden nicht empfehlen würde. Dazu gehören Grenzgebiete zu Venezuela und einzelne Grenzregionen zu Ecuador.
Auch Teile des Pazifikraums sind nur eingeschränkt sinnvoll zu bereisen: Zu den Lodges bei Nuquí kann man sehr gut fahren, doch der nördliche Chocó und entlegene Küstenabschnitte sollte man meiden. Ähnliches gilt für sehr abgelegene Gebiete im Amazonas, die abseits der klassischen Routen liegen.
Diese Orte kommen jedoch in keiner normalen Rundreise vor und werden von seriösen Spezialisten wie uns bewusst nicht angeboten.


Welche sind Deiner Meinung nach die größten Risiken für Touristen? Und besteht heute noch das Risiko, Opfer einer Entführung zu werden?
Stephan: Die mit Abstand häufigsten Vorfälle betreffen Taschendiebstahl oder den sogenannten „Express-Theft“, wenn jemand unachtsam mit Handy oder Kamera ist. Raubüberfälle kommen vor, sind aber meistens durch Vorsicht vermeidbar.
Das Thema Entführungen ist für normale Reisende heute so gut wie irrelevant. Das war vor 20 Jahren ein ernstes Thema, aber es betrifft seit langem nicht mehr Touristinnen oder Touristen.
„Die klassischen Reiserouten gehören zu den sichersten Bereichen des Landes.“
Gibt es Unterschiede in der Sicherheitslage, je nachdem, ob man als Backpacker unterwegs ist oder an einer organisierten Reise teilnimmt?
Stephan: Ja, die gibt es. Backpacker reisen spontaner und geraten teils in „rauere“ Viertel oder nutzen falsche Transportmittel, weil sie nicht informiert sind.
Eine organisierte Reise reduziert dieses Risiko natürlich, da Transfers, Hotels und Routen professionell ausgewählt werden.
Wir waren im Dezember 2024 mit unserem Sohn mit dem Mietwagen in Kolumbien unterwegs – und fühlten uns überall sicher. Ein Freund rief mich während der Reise an und meinte halb im Scherz, halb ernst, wir seien verrückt. Hatte er recht? Oder kann man Kolumbien heute wirklich entspannt auf eigene Faust mit dem Auto und Kind bereisen?
Stephan: Überhaupt nicht verrückt – eure Erfahrung ist tatsächlich typisch für Reisende. Eine Selbstfahrerreise ist in vielen Regionen Kolumbiens absolut problemlos möglich. Die Straßen haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert, die Navigation per App funktioniert zuverlässig, und die klassischen Reiserouten gehören zu den sichersten Bereichen des Landes.
Wichtig ist nur, ein paar Grundregeln einzuhalten: nicht nachts fahren, Strecken realistisch planen und das Auto in sicheren Bereichen abstellen. Hält man sich daran, lässt sich Kolumbien sehr entspannt und eigenständig mit dem Mietwagen entdecken.
Eure positive Erfahrung war also kein Zufall – sie entspricht ganz klar dem, was wir von vielen Individualreisenden hören.
Auch Familien wie ihr berichten nur Positives. Kolumbianer sind extrem kinderfreundlich. Man merkt sofort, wie offen und herzlich die Menschen mit Familien umgehen.


Wie sicher schätzt Du Kolumbien für alleinreisende Frauen ein?
Stephan: Viele allein reisende Frauen berichten, dass sie sich in Kolumbien sehr wohlgefühlt haben.
Wichtig ist, das Bauchgefühl ernst zu nehmen, in Bars/Straßen auf „friedliche Ablehnung“ zu achten und Vorsichtsmaßnahmen im Umgang mit Getränken und Taxis am Abend zu beachten. Mit den üblichen Maßnahmen ist Kolumbien ein gutes Ziel auch für Solo-Reisende, egal welchen Geschlechts.
„Trotz der Vergangenheit begegnen Dir die Menschen mit einer Positivität, die wirklich ansteckend ist.“
Im Vorfeld unserer Reise habe ich viele YouTube-Videos zu Kolumbien gesehen. Dabei fiel mir auf, dass viele YouTuber immer noch stark vor den Großstädten warnen – vor allem nachts und selbst in den als sicher geltenden Vierteln von Medellín, Bogotá oder Cartagena. Wie schätzt Du diese Warnungen ein?
Stephan: Ich habe den Eindruck, dass einige YouTuber bewusst übertreiben – vielleicht, um mehr Klicks zu bekommen.
Trotzdem: Ja, nachts sollte man vorsichtig sein, vor allem in weniger bekannten Vierteln oder wenn man zu Fuß unterwegs ist.
Die guten Viertel von Medellín oder Bogotá sind abends lebhaft, sicher und voller Restaurants. Man sollte aber eben nicht mit dem Handy in der Hand um 2 Uhr morgens herumspazieren. Das ist eher gesunder Menschenverstand als spezielle Kolumbien-Gefahr.
Du lebst seit vielen Jahren in Kolumbien. Was fasziniert Dich persönlich an Kolumbien am meisten? Was macht das Land für Dich so besonders?
Stephan: Für mich ist es die Mischung aus Natur, Kultur und der unglaublichen Herzlichkeit der Menschen. Kolumbien ist enorm vielfältig – von den Anden bis zum Karibikstrand. Trotz der Vergangenheit begegnen Dir die Menschen mit einer Positivität, die wirklich ansteckend ist.


Was ist Dein persönliches Highlight in Kolumbien?
Stephan: Es fällt mir schwer, ein Highlight zu nennen, weil Kolumbien so unglaublich vielfältig ist. Aber drei Orte haben mich besonders geprägt.
Nuquí an der Pazifikküste ist für mich einer der magischsten Flecken des Landes – rau, ursprünglich, voller Natur und mit einer Atmosphäre, die man nicht beschreiben kann, sondern erlebt haben muss.
Die Kaffeezone begeistert mich immer wieder mit ihrer Mischung aus Landschaft, Tradition und dieser entspannten Herzlichkeit der Menschen dort. Es ist ein Ort, an dem man sofort runterfährt.
Und San Agustín ist für mich einer der spannendsten Kulturschätze Südamerikas: archäologisch einzigartig und gleichzeitig ein sehr sicheres, freundliches Dorf, in dem man wunderbar ein paar Tage verbringen kann.
Zum Abschluss: Was würdest Du jemandem sagen, der Kolumbien bereisen möchte, aber aufgrund der Sicherheitslage noch unsicher ist? Gibt es eine Botschaft, die Du diesen Reisenden mitgeben möchtest?
Stephan: Ich würde sagen: Mach dir ein eigenes Bild. Kolumbien ist heute ein modernes, gastfreundliches Land, das Millionen Reisende begeistert.
Man muss die üblichen Vorsichtsmaßnahmen beachten, aber wer informiert reist, erlebt ein Land, das sicherer und entspannter ist, als viele denken. Kolumbien muss man erlebt haben, um das alte Image endgültig loszulassen.
Stephans 7 wichtigste Sicherheitstipps für Kolumbien
Wer informiert reist und die Grundregeln beachtet, erlebt das Land extrem sicher. Die wichtigsten Tipps, die Stephan Reisenden mit auf den Weg gibt, auf einen Blick:
- Handy & Wertsachen: Handy nur aus der Tasche, wenn man es wirklich braucht. Zeigen Sie keine Wertgegenstände offen und spazieren Sie nicht mit Wertsachen in überfüllten Bereichen herum.
- Transport am Abend: Nutzen Sie abends Taxi, Uber oder InDriver, statt zu laufen.
- Überlandfahrten: Planen Sie Strecken realistisch und verzichten Sie auf nächtliche Überlandfahrten.
- Touren & Anbieter: Nutzen Sie für Touren und Transporte nur offizielle Anbieter.
- Bauchgefühl: Nehmen Sie Ihr Bauchgefühl immer ernst.
- Achtung in Bars: Behalten Sie Ihre Getränke in Bars und Clubs im Blick. Stichwort: K.O.-Tropfen
- Mietwagen: Stellen Sie das Auto in gesicherten Bereichen ab.
- Regionen: Reisen Sie nicht in Regionen, die offiziell als unsicher gelten – z. B. in Grenzgebiete zu Venezuela & teilweise Ecuador, Teile des Pazifikraums sowie abgelegene Gebiete im Amazonas außerhalb der klassischen Routen
Bei napur tours sind wir Ihre Experten für unvergessliche Kolumbien Reisen. Wir bieten eine Vielzahl an Reiseoptionen, darunter maßgeschneiderte Individuareisen sowie Gruppenreisen.
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Zusammen finden wir eine Kolumbien Reise,
die zu Ihren Wünschen passt!
Stefanie Lange
Ihre Reiseberaterin
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